Herr Martin Summek vom Imkerverein Berchtesgaden teilt mit, dass der Verein ungefähr 100 Mitglieder mit jeweils 2 bis 20 Bienenvölkern besitzt. Nach wie vor sieht er die Ursache Nr. 1 für das Bienensterben in der im Jahr 1970 aus China eingeschleppten Varroamilbe. Diese Milbe wird mit biologischen Mitteln bekämpft, kann aber nicht zu 100 % ausgerottet werden. Die Milbe greift Bienen bereits im Larvenstadium an und führt zu einem starken Einbrechen der Völker. Außerdem überträgt die Milbe Bakterien und Viren auf andere Bienen und Völker.
Ein weiteres großes Problem sieht Herr Summek im Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, aber auch vor allem in Kleingärten. Nach wie vor werden vorwiegend in Gartencentern und Baumärkten Pestizide im Überfluss angeboten. Der Hinweis, dass die einzelnen Gifte gegen Moos, Blattläuse, etc. unschädlich für Bienen sind, ist in der Regel nur Augenauswischerei. Man kann das Präparat gar nicht so dosieren, dass dieses für Bienen harmlos ist. Herr Summek plädiert für den Einsatz von Nützlingen, wie z. B. Florfliegen und Nematoden. Diese natürliche Art der Schädlingsbekämpfung ist für Bienen völlig unproblematisch.
Er empfiehlt auch beim Kauf von Honig genau darauf zu achten, wo dieser seinen Ursprung hat. Honigsorten aus der EU sind i.d.R. bedenkenlos zu genießen. Anders Honigsorten, die aus China oder den USA stammen. Diese werden in der Regel auf 80 Grad erhitzt, wodurch die wichtigen Enzyme zerstört werden. Im Grunde erhält der Konsument dann nur noch eine schön drapierte Zuckerlösung. Man sollte deshalb beim Erwerb von Honig auf heimische Produkte achten.
Ähnlich sieht dies Herr Markus Müller, ein Bio-Imker aus Laufen. Er besitzt ca. 50 bis 60 Bienenvölker.
Im Gegensatz zu früher verliert auch er mindestens 1/3 des Bienenbestandes pro Jahr. Es muss dann wieder nachgezüchtet werden.
Obwohl er große Erfolge im Kampf gegen die Varroamilbe ausschließlich durch biologische Mittel wie Ameisen oder Oxalsäure verbuchen kann, ist das Bienensterben für ihn akut. Er sieht das Problem hauptsächlich in der industriellen Landwirtschaft, insbesondere in den gebeizten Maissamen. Der Samen wird praktisch mit einem Pestizid ummantelt, das sich dann auch in den Pollen wiederfindet. Spätestens die Brut der Bienen wird dadurch massiv geschwächt; sie verlieren die Orientierung und sterben. Ein anderes Problem ist die dominierende Mäh- und Güllelandwirtschaft. Durch das mehrfache Ausbringen von Gülle pro Jahr werden die Böden überdüngt. Im Grunde sieht man heutzutage nur noch Löwenzahn auf den Wiesen. Die Artenvielfalt von Flora und Fauna ist durch die industrielle Landwirtschaft regelrecht zerstört. Nicht nur die Bienen, sondern die Insekten insgesamt leiden darunter. Das letzte Glied in der Kette sind dann die Vögel, die hier keine ausreichende Nahrungsgrundlage mehr finden.
Seit 1980 ist der Bestand heimischer Vögel im Agrarland um 52 % zurückgegangen. D. h. mehr als die Hälfte der Vögel haben wir ausgerottet „sag mir, wo die Blumen sind“.
Was kann der Einzelne tun, um dem Verlust die Biodiversität bei Flora und Fauna und dem Bienensterben entgegenzusteuern?
Laut Markus Müller ist es wichtig, auf Bioprodukte umzusteigen. Die ökologische Landwirtschaft muss unterstützt werden, damit wir wieder einen gesunden Lebensraum schaffen können. Öko-Produkte soll nicht nur heißen, dass gesunde Produkte auf den Markt kommen, sondern dass während des Anbaus auch ein gesunder Lebensraum für Tiere und Pflanzen geschaffen wird.
Statt die Wiesen 5 x im Jahr zu mähen und somit den Blumen den Garaus zu machen, sollte anstatt der Silage die Fütterung durch Heu (lang wachsende getrocknete Gräser) umgestellt werden.
Dem Konsumenten ist klar, dass der Ertrag dann nicht mehr so lukrativ ist. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass die meisten Konsumenten sicher bereit sind, für Produkte, welche unserer Natur eine letzte Chance geben, auch ein höheres Entgelt zu bezahlen.