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Tierschutz e.v.

Wildvögel das ganze Jahr füttern?

Vogelfutter

Die Vogelwelt Mitteleuropas hat in den letzten Jahrhunderten enorme Veränderungen erfahren, verursacht durch den Menschen, vielfach durch die Landwirtschaft. Die artenreiche heimische Vogelwelt ist sehr in Mitleidenschaft gezogen worden und weist einen ganz massiven Artenschwund auf. In ausgeräumten und landwirtschaftlich intensiv genutzten Landschaften wie auch in gut aufgeräumten Gärten hat der Mensch die Nahrungsmittel der Vögel stark eingeschränkt. Es muss sich deshalb die Frage nach dem Sinn der Zufütterung wild lebender Vögel stellen. Die Fütterung wild lebender Vögel im Winter wird heute als selbstverständlich angesehen.

StarSpecht

Beim Thema „Ganzjahresfütterung“ scheiden sich die Geister. Mittlerweile gibt es anerkannte wissenschaftliche Forschungsergebnisse, die belegen, dass eine ganzjährige, verantwortungsvoll durchgeführte Vogelfütterung einen wertvollen Beitrag zum Vogelschutz und zum Erhalt der Artenvielfalt leistet. Es ist eine traurige Erkenntnis: Auch im Sommerhalbjahr finden Vögel zunehmend weniger Nahrung. Wildkräuter werden intensiv mit Herbiziden bekämpft, Wiesenpflanzen bilden aufgrund viel zu früher und häufiger Mahd nur noch selten Samen aus.

„Sag mir, wo die Blumen sind“.

Sogar hierzulande kann beobachtet werden, wie in unserer Mäh –und Güllelandwirtschaft bereits Ende März/Anfang April die Wiesen gemäht werden und daher die Pflanzen überhaupt keine Samen mehr ausbilden können. Dies ist aber eine wichtige Nahrungsgrundlage für unsere Vogelwelt. Durch das mehrfache Ausbringen von Gülle im Jahr werden die Böden überdüngt. Im Grunde sieht man heutzutage nur noch Löwenzahn und Hahnenfuß auf den Wiesen. Die Artenvielfalt von Flora und Fauna ist durch die industrielle Landwirtschaft regelrecht zerstört. Nicht nur die Bienen, sondern die Insekten insgesamt leiden darunter. Das letzte Glied in der Kette sind dann die Vögel, die hier keine ausreichende Nahrungsgrundlage mehr finden.

Seit 1980 ist der Bestand heimischer Vögel im Agrarland um 52 % zurückgegangen. D. h. mehr als die Hälfte der Vögel haben wir ausgerottet,

Vor allem im Frühjahr sind die Wildvögel einem intensiven Stress ausgesetzt, weil sie mit der Jungenaufzucht in Not geraten.

Ich hätte diesen Artikel vermutlich nie geschrieben, wenn mich nicht eigene Beobachtungen in meinem Garten in der Überzeugung bestärkt hätten, dass eine Ganzjahresfütterung sinnvoll sein kann.

So fiel mir bereits vor Jahren auf, dass die Gartenvögel, bestehend aus Sperlingen, Meisen, Bundspechten, Kleibern, einer Vielzahl von Staren, etc. im März und April ein Vielfaches dessen an Futter aufnehmen, was sie im Winter (!) verzehren. Dies kann nur im Zusammenhang damit stehen, dass dies die Zeit ist, in welcher sie ihre Jungen zur Welt bringen und aufziehen. Dass die Eltern ihre Jungen mit dem von Menschenhand gereichten Futter aufziehen, kann ich nicht bestätigen.

Meise   Blaumeise

Im Gegenteil: Einer in meinem Garten installierter Starrenkasten bestätigt dies. Kaum waren die Jungen geschlüpft, waren die Eltern den ganzen Tag intensiv damit beschäftigt, Futter für ihre Jungen aus der Natur zu besorgen. Dies geschah im Minutentakt. Nicht ein einziges Mal haben Sie auf meine Futterstellen zurückgegriffen, sondern ausschließlich Würmer und Insekten aus der Natur organisiert. Lediglich sie selbst haben nach vollbrachter Arbeit leidenschaftlich gern mein Futter in den Silos angenommen. Besonders beliebt sind hochwertige Meisenknödel, z. B. mit Insekten und Fettfutter in allen Varianten (auch selbst hergestellt). Professor Berthold, Mitglied der Heinz Sielmann-Stiftung sagt zur Ganzjahresfütterung: „Viele Arten, die ganzjährig betriebene Futterstellen aufsuchen, können früh brüten, mehr und höherwertigere Eier legen“.

Lassen Sie sich nicht von Ihrem Vorhaben abhalten, Vögel das ganze Jahr zu füttern. Ihr Garten wird reichhaltiger und lebendiger. Mit der Fütterung rund ums Jahr leisten Sie im eigenen Garten einen wichtigen Beitrag für den Natur –und Artenschutz. Wählen Sie ausgewähltes und passendes Futter.

Reinhard Hauff

Neuer Tierschutzverein Bad Reichenhall – www.protes-tiere.de Mitglied im bayerischen Landesbund für Vogelschutz